Schematische Zeichnung einer künstlichen Blase
Die Harnleiter der Nieren enden in einem aus Dick-, Dünn- und Blinddarm zusammengenähten Beutel (Blasenersatz) mit einer Öffnung in/durch den Bauchnabel, durch den man einen Schlauch (Katheter) schiebt, um die Blase regelmäßig zu entleeren. Nach dem Entfernen des Einmalkatheters ist die Blase durch eine operativ angelegte Klappe wieder dicht und wird nur mit einem Pflaster geschützt.
Seit 1998 habe ich solch eine künstliche Blase, ich habe einen sogenannten Mainz Pouch. Im Kindesalter wurde mir die Blase entfernt auf Grund einer Krebserkrankung und ich hatte bis zu meinem 27. Lebensjahr zwei Uro-Stoma, d.h. die Harnleiter endeten in der Bauchdecke und der Urin lief dann in die Beutel. Leider entzündete sich alles sehr oft, auch die Haut war durch die damals aggressive Klebefläche oft blutig und die Beutel hielten kaum bei mir, da der Bauch sehr vernarbt ist.
Die reine Operation dauerte über 8 Stunden und ich kann sie nur empfehlen, wenn man vorher fit ist, denn es ist wirklich eine schwere OP und vorher muss man 3 Tage lang alle paar Stunden Abführmittel (wie bei einer Darmspiegelung) nehmen, das schlaucht extrem. Nach der OP hat man für 4 Wochen einen Dauerkatheter liegen. Die Blase hat am Anfang ein Fassungsvermögen von ca. 300ml. Sie weitet sich im Laufe der Zeit, bei mir auf über 700ml.
Da der Darm noch lebt, auch als Blasenersatz, produziert er weiterhin Schleim, deshalb muss die Blase regelmäßig mit Kochsalz gespült werden, wenn der Schleim nicht gut raus kommt. Ich habe Glück, da ich viel trinke, fließt der Schleim gut durch den Katheter ab. In der Blase befinden sich immer viele Bakterien, das ist leider nicht zu vermeiden. Ich habe einen guten Urologen, der mich nicht gleich mit Antibiotika bombardiert.
Alle 4-5 Stunden schiebe ich den Katheter durch das Loch im Bauchnabel (nennt sich ISK Intermittierender Selbstkatheterismus) und der Urin fließt von alleine ab. Entweder direkt in die Toilette oder in einen Plastikbeutel, der am Katheter befestigt ist. Für unterwegs, auch im Auto, ist das sehr praktisch. Das ganze dauert 5-6min, danach klebe ich ein Schutzpflaster auf.
Bei meiner letzten OP im Herbst wurde die Blase leicht verletzt, seitdem ist sie nicht mehr dicht, der Urin läuft einfach aus dem Bauchnabel raus und ich habe deswegen dauerhaft Tag und Nacht einen Schlauch (Dauerkatheter) durch den Bauchnabel zu liegen und der Urin läuft in einen Beutel, den ich am Bein habe. Nun warte ich das Ende von Corona ab, damit ich operiert werden kann und dann wieder dicht bin. ;-)
Ich hoffe, ich habe alles gut verständlich erklärt.
Wenn ihr Fragen habt, immer her damit.
Oh Mann. Obiger Kommentar hätte deplatzierter nicht sein können.
AntwortenLöschenLiebe Moppi, ich finde es großartig, dass Du so offen über Deine Einschränkungen sprichst und den anderen das Fremde so etwas näher bringst.
Ich drücke Dir fest die Daumen, dass es bald sicher geht, Dich wieder "dicht zu bekommen".
Meine allerbesten Wünsche und bleib gesund
Sunny
Den obigen Kommentar habe ich gelöscht.
LöschenIch hoffe, ich kann anderen Menschen mit diesem Beitrag etwas helfen, die vor der Entscheidung stehen oder die kein gut funktionierendes Uro-Stoma haben.
Wenn ich Geschichten wie Deine lese, bin ich extrem dankbar das ich so ein Glück habe und nur Fibromyalgie habe. Wie selbstverständlich Du damit umgehst finde ich schon besonders . Daumen drück das Du ganz schnell die Op bekommst.
AntwortenLöschenLG heidi
Fibromyalgie ist aber auch kein Spaziergang, ich hoffe, es geht Dir so einigermaßen gut damit. Eine Freundin hat das auch und bekommt wegen den Schmerzen Hanf.
LöschenLiebe Moppi, ich drücke Dir die Daumen dass Du bald operiert werden kannst und alles gut gelingt.
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße Tina
Danke. Mit dem Beinbeutel kann man schon einigermaßen gut leben, aber der Schlauch verstopft oft und dann muss man mit einer Blasenspritze aus dem Katheter den Urin ziehen, das nervt halt und das man sich nachts im Bett nicht drehen kann wie man will wegen dem Schlauch. ;-)) Da habe ich einen langen Schlauch mit größerem Beutel neben dem Bett zu liegen.
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